Der Internetkonzern will ab 2020 eine eigene Krypto-Währung anbieten. Die Grundlage wurde in Kenia geschaffen.
Facebook stellte am Dienstag seine Pläne für eine neue Kryptowährung vor. Die Währung heißt Libra und soll – ähnlich wie Bitcoin – auf Blockchain-Technologie basieren, aber ohne die starken Kursschwankungen auskommen, denen Bitcoin immer unterworfen war. Eine neue globale Währung zu schaffen ist ein ehrgeiziges Projekt, das viele Hürden überwinden muss, vor allem im Compliance-Bereich. Geldwäsche zu unterbinden ist weltweit eine große Herausforderung. Und natürlich soll man sich auch die Frage stellen, ob man nach dem Fall Cambridge Analytica und anderen Datenskandalen Facebook sein Geld anvertrauen soll oder sogar eine Schlüsselrolle beim Betrieb einer globalen Währung geben möchte.
Wer hats erfunden?
Spannend ist jedoch das Anliegen, Menschen weltweit das Versenden von Geld zu ermöglichen, ohne dass die Überweiser_innen oder Empfänger_innen dafür ein Bankkonto besitzen müssen. Das hilft 1,7 Milliarden Menschen, die kein eigenes Konto haben, sei es, weil ihr Einkommen zu gering ist, sie als Kund_innen nicht akzeptiert werden oder in Gegenden leben, wo die nächste Bank nun mal sehr, sehr weit weg ist.
Der Grundstein von Facebooks Libra wurde in Afrika gelegt. Dort revolutioniert Kenias M-PESA die Art und Weise, wie Menschen Geld ausgeben, sparen und senden – und das seit 2007. Afrika ist ein mobile only-Kontinent, zwei Drittel der Menschen besitzen ein Mobiltelefon. M-PESA nutzt diese Handys wie eine Geldbörse. Man verschickt einfach die gewünschte Summe per SMS. Die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit der sich Geld verschicken lässt, hat M-Pesa zu einem Erfolgsprojekt gemacht. Mittlerweile gibt es überall auf dem Kontinent Anbieter_innen für mobiles Bezahlen. In den Städten arbeitende Afrikaner_innen verschicken auf diesem Weg unkompliziert Geld an Verwandte, die in ländlichen Regionen leben. Ich habe mit mobilen Währungen schon Avocados auf Märkten gekauft, einen Hundetransportkäfig im Senegal erstanden und warmes Bier in einem schummrigen Lokal bezahlt. Dafür braucht es auch kein modernes Smartphone, ein alter Knochen von Nokia ist völlig ausreichend. Wer sein Guthaben in Bargeld umtauschen oder sein Konto auffüllen möchte, kann dies bei einer der über 100.000 Verkaufsstellen in dem ostafrikanischen Land tun. Zum Vergleich: In Kenia gibt es aktuell 2.000 Bankomatgeräte.
Neue Perspektiven
Überhaupt gehört Kenias Hauptstadt Nairobi zu den führenden Innovationhubs des Kontinents und hat mit dem Savannah Valley ein recht vielversprechendes Gegenstück zum kalifornischen Tech-Tal. Zeit also, seinen von jahrzehntelangen Erzählungen über den hilflosen Afrikaner getrübten Blick zu schärfen: Libra wird es geben, weil Afrikaner_innen vor über zehn Jahren eine erfolgreiche Lösung für ihr Problem gefunden haben.